Menschen, die nach einer Organtransplantation Diabetes entwickeln, haben ein um 63 Prozent höheres Risiko, das Organ zu verlieren, als nicht zuckerkranke Organempfänger.

Das Risiko, an einer kardiovaskulären Krankheit zu sterben, ist für zuckerkranke Transplantat-Empfänger sogar um 87 Prozent grösser als für solche ohne Diabetes. Ein internationales Experten-Team hat nun Richtlinien erarbeitet, um Organempfänger besser vor Diabetes und den Folgen zu schützen.

Das Diabetes-Risiko hängt unter anderem von der Medikation zur Abstossungsprophylaxe ab, sagte Professor Fokko van der Woude von der Uniklinik Mannheim beim Weltkongress für Nephrologie in Berlin. Wer Tacrolimus oder Kortikoide als Teil der Erhaltungstherapie einnehme, habe ein höheres Diabetes-Risiko als Patienten mit einer Ciclosporin-basierten Erhaltungstherapie, so der Experte bei einer Pressekonferenz des Unternehmens Novartis.

Eine Studie, in der mehr als 10 000 US-amerikanische Patienten mit neuem Organ beobachtet werden, verdeutlicht den Unterschied: Jeder Dritte unter Tacrolimus-Therapie hatte 36 Monate nach der Transplantation Diabetes, bei einer Ciclosporin-basierten Prophylaxe waren es 20 Prozent (Am J Transplant 2003, 3, 178).

Nach Transplantation regelmässige Kontrolle des Nüchternblutzuckers

In den internationalen Richtlinien wird empfohlen, nach Organübertragung die Abstossungsprophylaxe am Risiko des einzelnen zu orientieren. Dazu gehöre, die Dosis von Kortikoiden so bald wie möglich zu reduzieren, wenn ein erhöhtes Diabetes-Risiko bestehe, so van der Woude. Habe sich unter Tacrolimus ein schwer einstellbarer Diabetes entwickelt, könne es sinnvoll sein, die Prophylaxe auf Ciclosporin (etwa Sandimmun®) umzustellen. Bei einem Teil der Patienten lasse sich der Blutzuckerspiegel dann besser senken.

Generell sollten die Nüchtern-Blutplasmawerte der Glukose mindestens einmal pro Woche innerhalb des ersten Monats nach Organtransplantation bestimmt werden, dann drei, sechs und zwölf Monate nach der Operation und anschliessend einmal pro Jahr.

[@uelle Ärztezeitung / Forschung und Praxis]