Medikamente reagieren nicht nur untereinander.

Auch Nahrungsmittel können als Gegenspieler Arzneien hemmen oder deren Effekt erhöhen. Nicht immer stehen diese Wechselwirkungen in den Beipackzetteln. Oft mit Folgen für die Patienten. Hier einige Informationen, wie die unerwünschten Effekte vermieden werden können.

  • Interaktionen von Alkohol und mit Beruhigungs- und Schlafmitteln
  • Interaktionen von Milch, Joghurt & Käse mit Antibiotika
  • Salat, Spargel & Spinat als Gegenspieler von „Blutverdünnern“
  • Bohnen, Hefe & Co., Wirkung der tyraminhaltigen Lebensmittel
  • Grapefruitsaft: Der Effekt der Pampelmuse
  • Kaffee, Tee & Cola: Der Einfluss auf Antibiotika
  • Ballaststoffe: Hemmung von Schmerzmitteln
  • Citrate: Die Interaktionen mit Aluminiumsalzen
  • Lakritze: Kaliumverlust mit entwässernden Arzneien
Alkohol

Die Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Alkohol sind vielfältig, häufig und daher am besten bekannt. Schnaps, Bier oder Wein dämpfen das zentrale Nervensystem und verstärken Arzneimittel, die eine ähnliche Aufgabe haben.

Ausserdem können alkoholische Getränke den Abbau von Medikamenten hemmen: Während der Körper damit beschäftigt ist, den Alkohol zu verwerten, verbleiben die Arzneisubstanzen im Körper und werden erst später abgebaut. Ihre Wirkungsdauer und -kraft ist höher. Die Konsequenz sind starke Konzentrationsschwächen, welche die Reaktionsfähigkeit herabsetzen. Das kann z. B. beim Autofahren fatal sein.

Alkohol verstärkt die Wirkung folgender Mittel:

  • Mittel gegen Depressionen (Antidepressiva)
  • Beruhigungsmittel (Tranquillizer)
  • Barbiturate, die man früher als Schlafmittel verschrieb, die heute aber nur noch gegen Epilepsie zum Einsatz kommen
  • Schlafmittel wie Chloralhydrat und Hypnotika
  • Mittel gegen Psychosen (Neuroleptika)

Diabetes-Medikamente wie Biguanid-Derivate oder Insuline, die den Blutzuckerspiegel senken sollen. Dadurch kann der Blutzucker gefährlich abfallen.

Darüber hinaus vertragen sich Beruhigungsmittel mit dem Stoff Clomethiazol schlecht mit Spirituosen. Es kann zu einem Abfall des Blutdrucks, einer Beeinträchtigung der Atmung, zu vermehrtem Speichelfluss oder einem Abfall der Körpertemperatur kommen.

Patienten, die Salicylate (z. B. Acetylsalicylsäure) einnehmen, nachdem sie viel Alkohol getrunken haben, riskieren eine Magenblutung.
Um abhängigen Patienten den Genuss des Alkohols zu vergällen, behandelt man sie zum Teil mit Disulfiram. Trinken sie dazu weiter Alkohol, kann das zu Gesichtsrötung, Hitzewallung, Kopfschmerz, Schwindel, Atemnot, Erbrechen, Herzklopfen und Blutdruckabfall führen.

Vorsichtsmassnahme:

Prüfen Sie sehr genau, ob das Medikament, das Sie einnehmen, sich mit Alkohol verträgt. Der Beipackzettel gibt Auskunft darüber.

Milchprodukte

Antibiotika der Tetrazyklin-Gruppe verlieren ihre Wirkung in Kombination mit Milch, Käse, Quark und Joghurt. Der Grund: Die Tetracycline verbinden sich mit dem Kalzium der Milchprodukte. Es bilden sich Klümpchen, die nicht mehr durch die Darmwand in die Blutbahn schlüpfen können. Das Antibiotikum bleibt im Darm, wird verdaut und ausgeschieden.

Darüber hinaus sind Wechselwirkungen mit folgenden Substanzen bekannt:

  • Mittel zum Knochenaufbau, so genannte Fluoride, bilden mit dem Kalzium der Milch schwer lösliche Salze. Dadurch vermindert sich ihre Resorption. Auch Fluortabletten für die Zähne sollte man deshalb nicht mit Milch hinunterschlucken. Die Kalziumteilchen besetzen in den Zähnen die gleichen Stellen wie Fluor, sodass der Körper nur einen Bruchteil davon aufnehmen kann.
  • Auch Bisphosphonate, die bei Störungen des Knochenstoffwechsels, z. B. bei Osteoporose eingesetzt werden, kann der Körper nur noch zum Teil verwerten, wenn sie mit einem Glas Milch geschluckt werden.
Vorsichtsmassnahme:

Schlucken Sie Antibiotika, Fluoride und Bisphosphonate mit Wasser und essen oder trinken Sie mindestens zwei Stunden davor und danach keine Milchprodukte.

Vitamin K

„Blutverdünner“, so genannte Antikoagulantien, erhalten Patienten beispielsweise nach einem Herzinfarkt oder nach Operationen, wenn die Gefahr einer Thrombose besteht. Gegenspieler des Mittels sind Nahrungsmittel, die Vitamin K enthalten. Das Vitamin ist unentbehrlich für die Blutgerinnung und kann den Effekt der Antikoagulantien aufheben.
Brokkoli, Kopf- und Feldsalat, Rosenkohl, Spargel, Spinat, Mangold, Bohnen, Erbsen, ausserdem Eigelb, Innereien und fetthaltige Milchprodukte sind Vitamin-K-Quellen.

Vorsichtsmassnahme:

Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und verzichten Sie, wenn Sie Blutverdünner einnehmen, auf extreme Mengen Vitamin-K-haltiger Kost.

Tyraminhaltige Lebensmittel

Nichtselektive Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer), die gegen Depressionen eingesetzt werden, vertragen sich nicht mit tyraminhaltigen Lebensmitteln. Dazu zählen proteinhaltige Produkte, die länger gelagert wurden, wie beispielsweise weisse Bohnen, Hefe, Joghurt, Käse, Bierhefe, Salami und Salzhering.

Das Tyramin treibt den Blutdruck hoch. Für Patienten, die MAO-Hemmer einnehmen müssen, kann das fatale Folgen haben und zu einem krisenhaften Blutdruckanstieg bis hin zu Gehirnblutungen führen. Todesfälle sind bekannt.

Vorsichtsmassnahme:

Patienten, die MAO-Hemmer einnehmen, sollten auf die Empfehlungen im Beipackzettel achten. Sie variieren von Substanz zu Substanz.

Grapefruit
  • Grapefruitsaft kann die Wirkung mancher Medikamente bis zu 30 Prozent verstärken. Vermutlich hemmt der Saft ein Leberenzym (Cytochrom P3 A4) in der Darmwand, das Medikamente im Körper abbaut. Eindeutig klären konnten Forscher diesen Mechanismus bisher nicht, sie machen jedoch die Flavonoide der Frucht dafür verantwortlich.

    Der positive Effekt der Pampelmuse wird weiter untersucht: Wenn es gelingt, die aktive Substanz zu orten, könnte man sie Medikamenten beimischen – eine kleinere Dosis der Arznei würde dann genügen.

    Erwiesen ist bereits, dass die Kombination von Grapefruitsaft mit

  • Kopfschmerzmitteln das Herz zum Rasen bringen kann
  • Schlafmitteln zu Symptomen ähnlich einem Vollrausch führt
  • Mitteln gegen Allergien (Antihistaminen), vor allem Terfenadin, zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen kann
  • blutdrucksenkenden Mitteln den Blutdruck erheblich mehr herabsetzt als erwünscht.
  • verstärkung des Ciclosporinspiegels (Sandimmun)
Vorsichtsmassnahme:

Lassen Sie zwischen dem Glas Grapefruitsaft und der Einnahme von Medikamenten besser mindestens zwei Stunden verstreichen.
Für transplantierte die immunsupressiva einnehmen müssen ist Grapefruitsaft tabu.

Koffein- und gerbstoffhaltige Getränke

Antibiotika gegen Blasenentzündungen, so genannte Gyrasehemmer, harmonieren nicht mit koffeinhaltigen Getränken wie Kaffee, Schwarz-, Grün- oder Matetee und Cola. Sie behindern nämlich den Abbau von Koffein im Körper. Die Folge können z. B. Nervosität, Herzrasen oder Schlafstörungen sein.

Darüber hinaus sind folgende Wechselwirkungen bekannt:

  • Koffein wirkt auf Schmerzmittel wie ein Doping: Eine kleinere Dosis des Medikaments bringt in der Kombination mehr. Aber Vorsicht: Die Pillen nicht mit Cola hinunterspülen, wenn sie bereits Koffein enthalten. Sonst kann der Koffeinstoss zu Herzflattern führen.
  • Eisenpräparate vertragen sich nicht mit Kaffee, Tee und Rotwein. Die Eisenionen und die Gerbsäure (Tannin) gehen im Magen eine schwer lösliche Verbindung ein der Organismus scheidet das Eisen ungenutzt aus.
  • Barbiturate, die man früher als Schlafmittel verschrieb, die heute aber nur noch gegen Epilepsie zum Einsatz kommen
  • Schlafmittel wie Chloralhydrat und Hypnotika
  • Mittel gegen Psychosen (Neuroleptika)
  • Diabetes-Medikamente wie Biguanid-Derivate oder Insuline, die den Blutzuckerspiegel senken sollen. Dadurch kann der Blutzucker gefährlich abfallen.
  • Es gibt auch Hinweise darauf, dass Tee und Kaffee den Einfluss mancher Psychopharmaka (Neuroleptika) im Organismus aufhebt. Sie sollen beruhigen, die Getränke haben den entgegengesetzten Effekt.
  • Homöopathische Medikamente verlieren laut der homöopathischen Denkweise ihre Wirkkraft, wenn man dazu Kaffee trinkt.
Vorsichtsmassnahme:

Lassen Sie koffein- und gerbsäurehaltige Getränke während einer Behandlung mit diesen Präparaten lieber stehen.

Citrate

Limonaden, Obstsäfte, Wein aber auch Brausetabletten enthalten Salze der Zitronensäure, so genannte Citrate. Schluckt man damit Medikamente, die Aluminiumsalze enthalten, kann die Aluminiumkonzentration im Blut ansteigen. Mögliche Symptome: Anämie, Verwirrung, Krampfanfälle bis hin zum Koma. Aluminium steht ausserdem im Verdacht, die Alzheimer Krankheit zu begünstigen.

Vorsichtsmassnahme:

Nehmen Sie niemals citrathaltige Getränke und Aluminiumsalze gleichzeitig ein. Das gilt nur für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion.

Lakritze

Diuretika sind Mittel, die den Körper entwässern. Sie schwemmen gleichzeitig Vitamine und Mineralstoffe aus. Nimmt man entwässernde Arzneien und isst zudem regelmässig Lakritze, kommt es zu einem verstärkten Kaliumverlust. Die Symptome sind Muskelschwäche, Schläfrigkeit, schwächere Reflexe und ein erhöhter Blutdruck.

Vorsichtsmassnahme:

Lassen Sie Lakritze weg, während Sie Diuretika einnehmen

[@uelle Focus online]
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