Organtransplantation – Heute und Morgen

Die Transplantationsmedizin gehört zu den aufregendsten Gebieten der modernen Medizin. Transplantationsmediziner gaben, auf Einladung von Wyeth Pharma, vor Medizinjournalisten in München einen Überblick. Im Fokus standen die Organspende und die Behandlung nach Organtransplantation mit modernen Immunsuppressiva, wie z.B. Sirolimus, Rapamune. Weltweite Beachtung fanden die Ergebnisse zweier grosser Studien, soeben in USA präsentiert: Beide zeigten die herausragende immunsuppressive Wirksamkeit von Sirolimus. Das Transplantatüberleben nach vier Jahren war deutlich verlängert, die Nierenfunktion verbessert, ebenso konnte die Tumorhäufigkeit nach Transplantationen entscheidend gesenkt werden.

Andreas R. Krebs, Geschäftsführer Wyeth Pharma in Deutschland mit Sitz in Münster, stellte die Aktivitäten von Wyeth vor. Wyeth ist ein 1860 gegründetes, führendes, forschendes Pharmaunternehmen, das innovative ethische Arzneimittel entwickelt, herstellt und vertreibt. Der Hauptsitz von Wyeth ist in Madison NJ (USA). Das Unternehmen beschäftigt weltweit mehr als 50.000 Beschäftigte. Neuentwicklungen werden in den nächsten Jahren in den Bereichen Biologicals, Small Molecules und Biotech erwartet, wie z. B. Präparate gegen Diabetes, Alzheimer und Brustkrebs.

Wyeth verfolgt ein Konzept des integrierten Gesundheitsmanagements und bietet umfassende Serviceleistungen für Arzt, Apotheker und Patient in den Bereichen Rheumatologie (Enbrel), Erkrankungen des Zentralen Nervensystems (Trevilor), Women’s Health (Climopax) und Transplantation (Sirolimus, Rapamune, ein sogenannter mTOR-Inhibitor) an.

Professor Dr. Günter Kirste, Vorstandsmitglied der Deutschen Stiftung Organtransplantation, berichtete über die aktuelle Situation der Organspende. Erfreulicherweise sei die Zahl der Organspenden und Transplantationen 2003 um 11 Prozent gestiegen. Insgesamt wurden 3.688 Transplantationen (ohne Lebendspende (n=479))durchgeführt. Dennoch sei die Situation weiterhin unbefriedigend bei einer Warteliste von 12.000 Patienten. Kirste: „Organspende in Deutschland ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wenn jeder bereit ist und alle mitmachen, kann allen geholfen werden.“

PD Dr. med. Markus Ketteler, Oberarzt, Med. Klinik II, Universitätsklinikum Aachen, erklärte, die Fortschritte in der immunsuppressiven Therapie nach Organtransplantationen hätten zu einer deutlichen Reduktion akuter Abstossung und einem signifikant besserem 1-Jahres-Nierentransplantatüberleben geführt. Eine stabile Langzeitfunktion der Transplantate und damit ein zufriedenstellendes Patientenüberleben scheitern jedoch häufig an der sogenannten chronischen Abstossung. Dazu kommen eine im Langzeitverlauf deutlich erhöhte kardiovaskuläre Mortalität und die Calcineurin-Inhibitor-(CNI) induzierte-Toxizität.

Dr. Ketteler stellte die 4-Jahresdaten der prospektiven Vergleichsstudie (Campistol et al. 2004) vor, die entweder mit Sirolimus+CiclosporinA+Steroiden (n=215) oder mit Sirolimus+Steroiden (=215) behandelt wurden. Während beide Studienarme ein vergleichbar gutes Patientenüberleben sowie eine effektive Abstossungsprävention aufwiesen, zeigten die Patienten, die kein Ciclosporin erhielten, ein besseres Transplantatüberleben (91,4 vs. 84,1%, p=0,024) und eine wesentlich bessere Nierenfunktion.

Ketteler: „Vier Jahre nach der europäischen Zulassung bestätigen sich die Erwartungen an Sirolimus als eine hochwirksame Substanz ohne relevante Nephrotoxizität. Der Erhalt einer möglichst guten Nierenfunktion und die hoffnungsvollen antiproliferativen Eigenschaften von Sirolimus stellen wahrscheinlich die zentralen Indikationen für die Substanz dar.“

Professor Dr. med. Karl-Walter Jauch, Direktor der Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Klinikum Grosshadern (München), betonte, dass die Standardisierung der Organtransplantation und die massgeschneiderte Immunsuppression in den letzten Jahren zu erfreulich guten Früh- und Spätergebnissen führten. Dies führt zu einer erhöhten Aufmerksamkeit in Hinsicht auf Tumorerkrankungen und Transplantation.

Vier Faktoren spielen hinsichtlich der Tumoren eine entscheidende Rolle. Erstens wird darauf geachtet, dass Organspender nicht an Tumoren erkrankt sind. Zweitens wird zunehmend diskutiert, inwieweit bei Organempfängern frühere Tumorerkrankungen eine Transplantation ausschliessen. Drittens muss betrachtet werden, dass z.B. in Europa 10 Prozent der Leber-Transplantatempfänger wegen einer Tumorerkrankung transplantiert werden. Vierter Punkt ist, dass die Zahl der Tumorerkrankungen nach Transplantation deutlich erhöht ist. Für Europa gilt, dass 35 bis 50 Prozent der Transplantierten nach 20 Jahren unter Immunsuppression mit einer Tumorerkrankung rechnen müssen, vor allem Hautkrebs, Genitaltumoren und lymphoproliferative Erkrankungen.

Die Daten der OPTN/UNOS-Database* haben gezeigt, dass das Risiko einer Tumorerkrankung nach einer Nierentransplantation unter Immunsuppression um 59 Prozent reduziert ist, wenn die Patienten mit mTOR-Inhibitoren , wie z.B. Sirolimus, behandelt wurden. Jauch: „ Diese Ergebnisse sind ermutigend und decken sich mit unseren eigenen Erfahrungen. Sie erlaubt eine vorsichtig optimistische Einschätzung der antitumorösen Effizienz von Rapamune“.

[@uelle Health News]
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