Spender verlieren etwa 25 Prozent ihrer Lungenfunktion

Wien – Eine Niere kann man spenden, ohne sein Leben einer Gefahr auszusetzen. Der Mensch hat bekannterweise zwei und eine reicht aber aus. Doch während bei Patienten mit Nierenversagen auch noch die Möglichkeit der Dialyse (Blutwäsche) besteht, gibt es das bei Menschen mit versagender Lungenfunktion nicht. Als letzten Ausweg – so kein Spenderorgan vorhanden ist – wird von einigen Kliniken die Spende von Lungenteilen propagiert, erklärte der Wiener Spezialist Univ.-Prof. Dr. Walter Klepetko von der Abteilung für Herz-Thorax-Chirurgie.

„Die Lebendspende von Lungenteilen (Lungenlappen, Anm.) ist in den vergangenen Jahren vor allem durch die Arbeitsgruppe von Mark L. Barr und Vaughn A. Starnes in San Diego (Kalifornien/USA) etabliert worden. Aus anatomischen Gründen bietet sich die Lunge für ein derartiges Verfahren besonders an, da eine Lunge in verschiedene Lappen geteilt ist und es technisch daher einfach möglich ist, einen dieser Lappen von einem lebenden Spender für eine Transplantation zu verwenden“, sagte der Transplantationschirurg.

In Wien

An der Abteilung des Wissenschafters am Wiener AKH wurde weltweit eines der führenden Zentren für Lungentransplantationen etabliert. Klepetko über die Besonderheiten der Lungentransplantationen: „Zum Unterschied von der Nierentransplantation – bei der die Empfänger auf Grund der Möglichkeit einer Dialysetherapie nicht vital bedroht sind – sind die Empfänger bei der Lungentransplantation alles Patienten, die ohne Transplantation nur eine sehr kurze Lebenserwartung haben. Zumeist sind dies sehr junge Patienten, die an Zystischer Fibrose erkrankt sind.“

Bei der Lebendspende von Lungenlappen – in San Diego wurden beispielsweise von den Ärzten schon 120 Empfänger mit Lungenteilen von 250 Spendern operiert – verlieren die Lebendspender etwa 25 Prozent ihrer Lungenfunktion. Das ist vertretbar. Bei zehn Prozent der Spender treten geringfügige Komplikationen auf.

Rahmenbedingungen

Natürlich dürfen laut Klepetko solche Eingriffe nur unter Wahrung der strengsten Richtlinien von spezialisierten Zentren vorgenommen werden: „Die ethische Beurteilung des Verfahrens hat daher nach diesen Gesichtspunkten zu erfolgen. Die Lebendspende bei der Lunge sollte lediglich in darauf spezialisierten Institutionen und bei der fehlenden Alternative eines Leichenspenderorgans durchgeführt werden.“

An der Universitätsklinik für Chirurgie in Wien waren solche Eingriffe bisher – vor allem wegen eines optimierten Programms zur Bereitstellung von Spenderorganen und zur Durchführung von Transplantationen in Kooperation mit den Nachbarländern – nur in zwei Fällen notwendig.

Lungen von Hirntoten

Doch auch die Lungen von Hirntoten können lappenweise – also in Teilen – transplantiert werden. Klepetko: „An unserer Abteilung wurde das Verfahren der Transplantation von Lungenlappen von Leichenorganen sehr stark weiter entwickelt, so dass derzeit etwa ein Viertel aller Transplantationen bereits Lappentransplantationen oder Transplantationen von geteilten Lungen darstellt.“ Das hilft vor allem Empfängern mit einem kleinen Brustkorb und führt zu einer besseren Verwendung der Spenderorgane.

Insgesamt wird – wegen der Knappheit an Spenderorganen – gerade bei der Lungentransplantation immer mehr darauf geachtet, von einem (hirntoten) Spender möglichst viele Empfänger profitieren zu lassen. Das führt zu einer Reduzierung des Volumens der transplantierten Lungenteile. Laut Klepetko und seinen Mitarbeitern ist dieses „Downsizing“ mit keiner signifikant geringeren Überlebensrate der Empfänger verbunden. (APA)

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