„Stehe jeden Tag mit gutem Gefühl auf“

„Warum ich“ – diese Frage hat sich Siegfried Meschnig in den vergangenen 23 Jahren noch nie gestellt. Als er neun war, bekam der gebürtige Tumeltshamer beim Fußballspielen immer schlechter Luft. Kurz darauf ist er während einer Turnstunde einfach umgekippt. Was folgte, waren monatelange Untersuchungen, an deren Ende die Diagnose primäre pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck) stand. Im Jänner 1999 verlegten die Ärzte den jungen Innviertler für weitere Untersuchungen nach München. „Eigentlich hätte ich übers Wochenende heimfahren dürfen. Aber mir ging es nicht so gut, deswegen musste ich im Krankenhaus bleiben. Genau an diesem Wochenende kamen die passenden Spenderorgane. Ich hatte gewaltiges Glück“, erinnert sich Sigi Meschnig noch genau an diese Zeit.

Glück im Unglück

Im Normalfall warten Patienten ein bis zwei Jahre auf eine Herz-Lungen-Transplantation. Beim heute 23-Jährigen lagen zwischen Diagnose und Operation gerade einmal fünf Wochen. Diesen glücklichen Umständen ist es zu verdanken, dass der Innviertler innerhalb von drei Wochen gleich zweimal Geburtstag feiert. Am 24. Jänner (Tag der Transplantation) und am 10. Februar. „Jedes Jahr setzten wir uns zusammen und stoßen an“, erklärt Sigi Mesching die Tradition.

Rückschläge blieben dennoch nicht aus. Zwei Jahre nach der Operation ging es ihm wieder schlechter. Der Grund: Die Ärzte hatten einen Teil des Tupfers in der Lunge vergessen. Was folgte war eine Blutvergiftung und wieder Krankenhaus. Seit seiner Transplantation muss der gelernte technische Zeichner 18 Tabletten pro Tag schlucken. Den Kopf in den Sand gesteckt hat der 23-Jährige trotzdem nie. Im Gegenteil. Er begann wieder mit Sport und war vor kurzem sogar bei den 7. Europäischen Sportspielen für Transplantierte und Dialysepatienten für Österreich am Start. In Zagreb erkämpfte sich Sigi Meschnig zwei Bronzemedaillen (Tischtennis Mixed Doppel, Badminton) und Silber (Tischtennis Herren Einzel). „Ich war im Badminton-Halbfinale so nervös, dass ich viele dumme Fehler gemacht habe. Ich bin so ehrgeizig, dass ich mich im ersten Moment gar nicht über Bronze freuen konnte“, gesteht Meschnig.

Dabei waren es für den Österreichischen Sportverband der Transplantierten (ATSF) mit 18 Medaillen die erfolgreichsten der Geschichte. Historisch war auch die Bronzemedaille von Sigi Meschnig, denn nie zuvor gelang es einem Österreicher, in dieser Sportart auf dem Stockerl zu landen. Bei der Siegerehrung in Zagreb hat Sigi Meschnig für gute Stimmung gesorgt. In seiner Lederhose und mit einem lauten Juchitzer nahm er seine Medaille in Empfang.

Obwohl der junge Innviertler nicht gerne voraus plant, hat er ein großes Ziel. Im nächsten Jahr will er bei den Weltmeisterschaften in Südafrika starten. „Vielleicht gelingt mir dort eine Goldmedaille, aber das wird schwierig“, weiß das Mitglied der Sportunion Ried. Aber das ist nicht sein vorrangiges Bestreben. „Ich möchte andere Leute motivieren. Viele wissen vielleicht gar nicht, dass man mit einer positiven Einstellung auch als Transplantierter normal leben und viel Sport machen kann.“

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