Organtransplantation

Was versteht man unter einer Organtransplantation?

Dies ist die Übertragung von Organen von einem Menschen auf einen anderen. Dieser operative Eingriff ist oft die einzige Möglichkeit einem Menschen bei Versagen eines lebenswichtigen Organs (Herz. Leber, Lunge) das Leben zu retten. Zudem werden auch die Nieren (bei Nierenversagen mit Abhängigkeit von der Dialyse) und die Bauchspeicheldrüse (bei insulinpflichtigem Diabetes Mellitus) verpflanzt. In der Schweiz werden jährlich ca. 420 Organverpflanzungen durchgeführt.

Wie lange muss ich warten, bis mir ein geeignetes Organ verpflanzt werden kann?

Dies kann Ihnen leider nicht im Voraus mitgeteilt werden. Die Wartezeiten sind von Organ zu Organ verschieden. Zudem können zahlreiche Faktoren, wie der allgemeine Gesundheitszustand, die Blutgruppenzugehörigkeit, der Gewebetyp, die Bereitschaft, Therapieanweisungen zu befolgen, etc. generell die Auswahl zur Organtransplantation und den Zeitpunkt der Organtransplantation beeinflussen. Nicht zuletzt hängt der Zeitpunkt der Organtransplantations auch davon ab, wann ein geeignetes und passendes Spenderorgan verfügbar ist.


Wie viel Zeit habe ich, um ins Krankenhaus zur Organtransplantation zu kommen, wenn ich den Telefonanruf bekomme?
Die zur Verfügung stehende Zeit hängt zunächst massgeblich davon ab, welches Organ verpflanzt werden soll. Die zur Verfügung stehende Zeit, die Organisation des Transportes in das entsprechende Spital, etc. werden aber ausführlich bei der Auswahl zur Organverpflanzung mit jedem Patienten besprochen. In jedem Fall gilt es die Ruhe zu bewahren! Der Weg kann z.B. mit dem PKW (durch Angehörige) erfolgen, in speziellen Situationen kann aber auch ein Helikopter zum Einsatz kommen. Treffen Sie gewisse Vorbereitungen wie zum Beispiel das Bereithalten einer Tasche mit den persönlichen Gegenständen, welche Sie im Spital brauchen (z.B. Pyjama/ Nachthemd, Unterwäsche, Socken, Trainingsanzug, T-Shirts, Turn- bzw. Hausschuhe, Toilettenartikel wie Seife, Kamm/Bürste, Zahnbürste/Zahnpaste, Rasierzeug, etc.), so dass Sie daran nicht mehr denken müssen.
Wie lange bleibt ein explantiertes (= entnommenes) Organ transplantierfähig?

Am häufigsten werden Nierentransplantationen durchgeführt. Die Nieren werden sofort nach der Entnahme mit einer speziellen Nährstofflösung kalt durchgespült. Danach sollten sie innerhalb von ca. 36 Stunden verpflanzt werden. Der Transport erfolgt in entsprechend gekühlten, keimfreien Spezialbehältern. Andere Organe wie Leber, Herz, Lunge oder Bauchspeicheldrüse können noch nicht so lange konserviert werden und müssen daher innerhalb weniger Stunden verpflanzt werden.


Woher kommt eine Spenderlunge?

Die Lunge wird entweder von einem gerade Verstorbenen (Mensch, der einen Hirntod erlitten hat) entnommen oder kann von einer Lebendspende („Lungenlappen“ z.B. von einem Familienmitglied) stammen. Wichtig ist, dass die Blutgruppe und der Gewebetyp des Empfängers soweit wie möglich mit dem Transplantat übereinstimmen, um die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Abstossungsreaktionen gering zu halten.

Blutgruppenverträglichkeit

Was versteht man unter Hirntod?

Dies ist der Funktionsverlust des gesamten Gehirns bedingt durch anhaltenden Sauerstoffmangel. Zum Beispiel durch einen Unfall (Schädel/Hirn-Trauma) oder eine Gehirnblutung wird hierbei das Gehirn so massiv geschädigt, dass es abstirbt. Abgestorbenes Gehirngewebe kann sich jedoch nicht erneuern, so dass wir von einem Hirntod sprechen. Der Hirntod kann von Fachärzten mittels spezieller Untersuchungsverfahren (Ableitung der Gehirnströme, Kontrastmitteldarstellung der Blutgefässe des Gehirns) mit Sicherheit nachgewiesen werden.


Was ist eine Abstossungsreaktion?

Das Abwehrsystem (= Immunsystem) des menschlichen Körpers schützt uns normalerweise vor körperfremden Stoffen (z.B. Viren, Bakterien). Bedauerlicherweise wird auch ein transplantiertes Organ als Fremdkörper von unserem Immunsystem erkannt, weshalb das verpflanzte Organ „bekämpft“ wird. Diese Reaktion bezeichnen wir als „Abstossungsreakton“.


Woran kann ich erkennen, dass nach Lungentransplantation eine Abstossungsreaktion begonnen hat?

Sollten folgende Beschwerden auftreten, kann es sich um eine Abstossungsreaktion handeln: Müdigkeit, Fieber (über 38°C), Bauchschmerzen, verminderte Harnproduktion, Flüssigkeitsansammlung im Gewebe (Ödeme), Atembeschwerden, Blutdruckanstieg und verminderte Lungenfunktion FEV1 (Spirometer).
Falls Sie die oben beschriebenen Symptome beobachten sollten, kontaktieren Sie bitte umgehend Ihren behandelnden Arzt! Dieser wird entsprechende Massnahmen festlegen.


Kann eine Abstossungsreaktion behandelt werden?

Falls eine Abstossungsreaktion vermutet wird, kann diese mittels Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe) nachgewiesen werden. Anhand dieser Gewebeprobe kann auch der Schweregrad der Abstossungsreaktion beurteilt werden. Danach wird üblicherweise mit hochdosiertem Kortison behandelt. Sollte diese Therapie nicht den gewünschten Erfolg bringen, können noch andere hochwirksame immunsuppressive Medikamente (sogenannte Immunglobuline) verabreicht werden. Nur bei wenigen Patienten (unter 5%) sind Abstossungsreaktionen nicht beherrschbar und führen zum Organverlust.

Was kann ich tun, um Abstossungsreaktionen zu verhindern?

 

Befolgen Sie bitte stets die Anweisungen Ihres behandelnden Arztes! Dieser wird Ihnen verschiedene Medikamente, die die Abstossung verhindern sollen, verordnen. Diese Arzneimittel werden auch immunsuppressive Medikamente genannt. Diese Medikamente müssen regelmässig (täglich!) oral eingenommen, also geschluckt, werden. Diese Arzneimittel müssen so lange eingenommen werden, wie das Spenderorgan im Körper bleibt. Bitte ändern Sie die Therapie nicht eigenmächtig, da dies mit grossen Gefahren (z.B. Organverlust) verbunden sein kann. Ebenso sollten Sie keinesfalls andere Medikamente (auch frei in der Apotheke/Drogerie erhältliche und insbesondere pflanzliche Präparate !) ohne Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt einnehmen oder deren Einnahme beenden! Eine Vielzahl von Medikamenten kann Einfluss auf die Aufnahme, die Verstoffwechslung und die Ausscheidung der immunssuppressiven Medikamente haben. So können durch die Einnahme anderer Medikamente die Wirksamkeit von immunsuppressiven Medikamenten beeinträchtigt werden oder auch vermehrt unerwünschte Wirkungen auftreten, da auch zu hohe Wirkspiegel dieser Medikamente auftreten können.

Können immunsuppressive Medikamente Nebenwirkungen
verursachen?

Ja, es können verschiedene unerwünschte Wirkungen auftreten. Abhängig vom verordneten Medikament bzw. von der Medikamentenkombination werden relativ häufig ein Blutdruckanstieg (Hypertonie), Nierenfunktionsstörungen (Anstieg des Kreatininwertes im Blut), Diabetes (Blutzuckeranstieg) und Infektionen (z.B. durch Viren, Bakterien oder Pilze verursacht) beobachtet. Weiter können Händezittern, übermässiger Haarwuchs, Zahnfleischwucherungen, Flüssigkeitsansammlung im Gewebe, Gewichtszunahme, ein gestörter Fettstoffwechsel und erhöhter Blutzucker, schlechte Wundheilung, Hautveränderungen, Blutbildveränderungen, Durchfall und Erbrechen auftreten. Sämtliche immunsuppressiv wirksame Arzneimittel können das Risiko für Tumore erhöhen. Vor allem Tumore der Haut können auftreten.
Sie sollten daher intensive „Sonnenbäder“ meiden und regelmässig Ihre Haut auf mögliche Veränderungen untersuchen lassen.


Muss ich zusätzlich zu den immunsuppressiven Medikamenten noch andere Arzneimittel einnehmen?

Ja, es müssen noch Medikamente gegen Infekte und spezielle Vitamine eingenommen werden. Zusätzlich ist es noch abhängig, ob Sie Begleiterkrankungen (z.B. Herz – oder Stoffwechselerkrankungen) haben oder auch unerwünschte Wirkungen der Immunsuppressiva (z.B. Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte) behandelt werden müssen. Bitte besprechen Sie die zusätzliche Einnahme von Arzneimitteln (auch rezeptfreie Medikamente, inklusive Phytopharmaka) mit Ihrem behandelnden Arzt (siehe Punkt 10)!


Muss ich nach einer Organtransplantation besondere Massnahmen befolgen?

Sie sollten stets die Empfehlungen und Anweisungen Ihres behandelnden Arztes befolgen! Weiter müssen Sie für regelmässige Kontrolluntersuchungen in das Transplantationszentrum oder einen mit der weiteren Nachsorge betrauten Arzt in Ihrer Umgebung aufsuchen. Bei diesen Kontrollen wird regelmässig Ihr Gesundheitszustand und die Funktion des transplantierten Organs untersucht. Ferner wird die Dosis der immunsuppressiven Medikamente angepasst. Dazu wird eine geringe Menge Blut aus einer Armvene abgenommen, um den Wirkspiegel des immunsuppressiven Medikaments /der immunosupressiven Medikamente im Körper messen zu können. Ihr behandelnder Arzt wird Ihnen genaue Anweisungen geben, zu welchem Zeitpunkt vor einer geplanten Blutabnahme Sie die immunsuppressiven Arzneimittel, einnehmen sollen. Die Kontrollen werden in der Regel in den ersten Wochen nach der Transplantation einmal wöchentlich bzw. alle 14 Tage erforderlich sein. Im weiteren Verlauf (nach 3-6 Monaten) werden die Kontrollen nicht mehr so häufig erfolgen. Ihr Arzt wird Ihnen diesbezüglich genaue Anweisungen geben. Die Häufigkeit der erforderlichen Kontrolluntersuchungen hängt aber im Wesentlichen von Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand und Funktion des verpflanzten Organs ab. Nach einer Lungentransplantation wird empfohlen Ihren Blutdruck, Ihren Puls, das Körpergewicht und die Lungenfunktion FEV1 mittels Spirometer regelmässig zu messen.
Falls Sie Veränderungen bei den gemessenen Werten beobachten sollten (z.B. Blutdruckanstieg – 2. Blutdruckwert / diastolisch über 90 mmHg oder ein FEV1 < 10%), kontaktieren Sie bitte Ihren behandelnden Arzt. Sollten Sie Schmerzen haben oder sich unwohl fühlen, messen Sie unbedingt Ihre Körpertemperatur. Bei einer gemessenen Körpertemperatur über 37°C sollten Sie ebenfalls Ihren behandelnden Arzt kontaktieren.


Was bedeutet C0 oder C2 Spiegelbestimmung?
Die C0 Spiegelbestimmung ist die traditionelle Methode, bei welcher die Ciclosporin-Spiegel im Blut, normalerweise am Morgen, gemessen werden. Die Blutentnahme erfolgt dabei vor der Einnahme der morgendlichen Ciclosporin-Dosis. Ihre nächste Einnahme von Ciclosporin kann nach der Blutentnahme erfolgen.
Die C2 Spiegelbestimmung ist eine neue Methode, bei welcher die Blutspiegel 2 Stunden nach Einnahme der Ciclosporin Mikroemulsion erfolgt. Das Einhalten der zwei Stunden ist für die Genauigkeit der Messung sehr wichtig, da zu diesem Zeitpunkt in Ihrem Körper die maximale Menge an Ciclosporin verfügbar ist. Ihr Arzt kann dadurch besser beurteilen, wieviel Ciclosporin Sie in Ihren Körper aufgenommen haben. Die Dosierung der Mikroemulsion von Ciclosporin kann so feinreguliert und optimal auf Ihren Körper abgestimmt werden. Da der Einnahmezeitpunkt für diese Messung sehr wichtig ist, wird Ihnen Ihr Arzt den genauen Einnahmezeitpunkt vor der Messung angeben. Bitte schreiben Sie sich die Einnahmezeit auf.
Welchen Einfluss hat die Lungentransplantation auf mein tägliches Leben?

Das transplantierte Organ sollte Ihnen ein weitgehend „normales“ Leben erlauben. Sie müssen üblicherweise keine spezielle Diät einhalten. Sie sollten sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren (ausreichend Obst, Gemüse essen; Flüssigkeitszufuhr beachten min. 2l Flüssigkeit (Mineralwasser, Früchtetee) pro Tag! – alkoholische Getränke meiden; fettreiche (Schweinefleisch, bestimmte Käsesorten) und stark zuckerhaltige (Süssigkeiten) Nahrungsmittel und Salzzufuhr einschränken – Salz kann den Blutdruck erhöhen und die Flüssigkeitsansammlung im Gewebe verstärken). Sie dürfen auch sportlich aktiv sein, um Ihren körperlichen Allgemeinzustand (Fitness) und Ihr Wohlbefinden zu verbessern. Viele organtransplantierte Patienten sind wieder berufstätig und haben Familie mit Kindern.

Soll ich bestimmte Nahrungsmittel überhaupt nicht essen?

Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion haben häufig erhöhte Kaliumspiegel im Blut. Kalium ist vor allem in Bananen, Fruchtsäften und Spinat enthalten. Falls die Kaliumspiegel zu hoch sind, sollten diese Nahrungsmittel nicht zugeführt werden. Bestimmte immunsuppressive Medikamente dürfen nicht gemeinsam mit Grapefruitsaft eingenommen werden, da dieser die Wirkspiegel des Arzneimittels im Blut beeinflussen kann.


Darf ich nach erfolgter Organtransplantation schwanger werden bzw. darf ich mein Kind stillen?

Falls ein Kinderwunsch besteht wird empfohlen, zumindest ein Jahr nach erfolgter Transplantation zu warten bis eine Schwangerschaft eintritt. Die Patientin sollte eine zufriedenstellende Transplantatfunktion aufweisen und keine Begleiterkrankungen (z.B. Infektionen, Tumore) haben. Ferner muss die immunsuppressive Therapie mit Ihrem behandelnden Arzt besprochen und unter Umständen neu festgelegt werden (Auswahl der Arzneimittel, Dosierung, etc.), da manche immunsuppressive Medikamente schädigende Wirkungen auf den Embryo haben können. Die Wirkstoffe der immunsuppressiven Arzneimittel können in die Muttermilch übertreten, so dass der Säugling nicht gestillt werden darf.


Darf ich als organtransplantierter Patient Impfungen erhalten?

 

Während der Behandlung mit immunsuppressiven Medikamenten können Impfungen weniger wirksam sein. Die Verabreichung von Lebendimpfstoffen (z.B. Polio oral, Röteln, Varizellen, Typhus oral) sollte unterbleiben. Totimpfstoffe (z.B. Tetanus, FSME, Influenza, Polio parenteral, Typhus parenteral, Hepatitis A und B, Diphtherie) sind erlaubt. Bitte besprechen Sie jede geplante Impfung mit Ihrem behandelnden Arzt!


Muss ich damit rechnen, dass das transplantierte Organ seine Funktion einstellt?

Die Ergebnisse der Organtransplantation haben sich laufend verbessert. Eine Langzeitprognose bei einer Lungentransplantation kann nicht gemacht werden, da die erste Lungentransplantation in der Schweiz erst im Jahr 1992 durchgeführt wurde. Zum Beispiel zeigen Patienten nach Lungentransplantation eine Einjahresüberlebensrate von 80 bis 90%. Eine Organtransplantation kann nicht nur das Leben des Patient en retten bzw. verlängern, sondern führt auch zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität (z.B. im Vergleich zu einer chronischen Dialyse nach Nierenversagen) des Patienten. Um ein möglichst langes Transplantatüberleben erreichen zu können sind regelmässige Kontrolluntersuchungen erforderlich und die Behandlungsempfehlungen sind unbedingt zu befolgen.

Kann nach einem Organverlust nochmals eine Transplantation durchgeführt werden?

Ja, es gibt Patienten, die eine zweite Organverpflanzung erhalten haben.


 

[@uelle Novartis Pharma Schweiz AG]
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