Was ist eine Transplantation?

Bei einer Transplantation werden gesunde Organe oder Zellen eines verstorbenen Menschen in den Körper eines schwerstkranken Menschen verpflanzt. Der Verstorbene ist der Organspender, der Schwerstkranke der Empfänger.

Die betroffenen Organe des Empfängers haben ihre ursprüngliche Funktion verloren. Durch die Transplantation wird die verlorene körperliche Funktion wieder hergestellt.

In seltenen Fällen spenden auch Lebende, meistens nahe Angehörige oder Verwandte, einem Patienten eine Niere oder das Knochenmark. Jeder Mensch hat zwei Nieren, kann aber mit nur einer Niere auskommen.

Was ist vor einer Transplantation zu beachten?

Es ist bei einer Transplantation wichtig, dass die Gewebemerkmale und die Blutgruppe von Spender und Empfänger optimal übereinstimmen.

Der Grund hierfür liegt in einem medizinischen Phänomen: Der menschliche Körper erkennt ein neues Organ zunächst als Fremdkörper und versucht, das Organ abzustossen. Die Heftigkeit der Reaktion ist abhängig von der Übereinstimmung von Gewebemerkmalen und Blutgruppe. Je grösser der Grad der Übereinstimmung, desto geringer fällt die Abstossungsreaktion aus.

Was sind die Voraussetzungen für eine Organentnahme?

Kann ein schwerstverletzter Patient trotz intensiver Bemühungen der Ärzte nicht gerettet werden, wird in Deutschland von zwei erfahrenen, unabhängigen Ärzten der Hirntod festgestellt.

Der Tod des Gehirns ist aus medizinischer Sicht das sicherste Todeszeichen. Ein Mensch gilt dann als tot, wenn keine Gehirnströme mehr gemessen werden können. Dieses Kriterium gilt selbst dann, wenn Atmung und Kreislauf noch künstlich aufrecht erhalten werden.

Besitzt der Verstorbene keinen Organspendeausweis, so werden die nächsten Angehörigen nach dem mutmasslichen Willen des Verstorbenen befragt. Stimmen die Angehörigen der Organentnahme zu oder liegt ein Organspendeausweis vor, so sind alle rechtlichen Voraussetzungen für eine Organentnahme erfüllt.

Wie wird eine Transplantation koordiniert?

Wenn sich jemand als Organempfänger zu einer Transplantation entschlossen hat, wird man ihn bei Eurotransplant (Swisstransplant) anmelden.
Eurotransplant – mit Sitz in Leiden/Niederlande – ist die zentrale europäische Sammelstelle für alle medizinischen Daten, die für die Transplantation wichtig sind.

Swisstransplant – mit Sitz in Genève/Schweiz – ist eine ähnliche Organisation für die Schweiz. Sie arbeitet aber eng mit der Eurotransplant zusammen.

Eurotransplant sammelt sowohl Daten von Patienten, die als mögliche Empfänger angemeldet sind, als auch Daten der Organspender. Zur Zeit sind Deutschland, Österreich, Holland, Belgien und Luxemburg der Zentrale angeschlossen.

Ist ein potenzieller Organspender verstorben, wird ein Transplantationskoordinator des nächstgelegenen Transplantationszentrums verständigt. Er veranlasst die notwendigen Untersuchungen zur Gewebetypisierung, um einen optimalen Empfänger zu finden. Das Ergebnis der Gewebetypisierung wird an Eurotransplant weitergeleitet.

Anschliessend wird per EDV nach bestimmten festgelegten Kriterien der optimale Empfänger ermittelt. Zu den Kriterien zählen neben der besten Gewebeübereinstimmung auch Wartezeit, Dringlichkeitsstufe und Entfernung zwischen Explantations- und Transplantationsort. Wird im Computer von Eurotransplant kein geeigneter Empfänger gefunden, werden die Transplantationszentralen anderer Länder verständigt.

In der Zeit, in der ein Empfänger auf einer Transplantationsliste steht, ist er immer über einen Piepser erreichbar, um im Ernstfall innerhalb kurzer Zeit in der Klink sein zu können. Der beste Empfänger wird umgehend benachrichtigt und für die vorbereitenden Untersuchungen in die Klinik gebeten.

Wie läuft eine Transplantation ab?

Wenn bei dem Verstorbenen alle rechtlichen Voraussetzungen für eine Organentnahme erfüllt sind und keine Erkrankungen dagegen sprechen, entnimmt ein erfahrenes Ärzteteam die Organe und konserviert sie in einer speziellen Lösung. Krankheiten, die eine Spendefähigkeit ausschliessen, sind Krebserkrankungen, bestimmte Infektions- oder Nervenleiden.

Die Konservierungseigenschaften der Organe ist unterschiedlich. Nieren können heute bis zu 36 Stunden konserviert werden, andere Organe wie Herz, Leber, Lunge und Bauchspeicheldrüse müssen innerhalb weniger Stunden transplantiert werden. Nicht durchblutete Organe wie Gehörknöchelchen oder Augenhornhaut müssen gekühlt in einer Gewebebank aufgehoben werden.

Wenn keine medizinischen Vorbehalte bestehen, wird das Organ transplantiert. Die Operation wird in der Regel umgehend durchgeführt, da lange Konservierungszeiten die Organfunktionen beeinträchtigen würden.

Was passiert nach einer Organtransplantation?

Nach einer geglückten Transplantation nimmt das Organ meistens seine Funktion wieder auf. Ein fremdes Organ wird vom Körper immer als Fremdkörper wahrgenommen. Trotz grosser Gewebeübereinstimmung, wird das transplantierte Organ daher angegriffen. Wegen dieses Phänomens verordnet der Arzt nach der Transplantation Medikamente, die die Immunabwehr des Patienten und damit die Abstossungsreaktion schwächen.

Diese Medikamente muss ein Patient mit einem transplantierten Organ nach einem festen Schema lebenslang einnehmen. Das ist die Garantie dafür, dass der Körper das Transplantat nicht abstösst. Andererseits sind Menschen nach einer Transplantation durch diese Medikamente sehr viel anfälliger gegenüber Infektionen. Daher müssen sie vor allem in der ersten Zeit nach der Transplantation grössere Menschenansammlungen meiden, um die Infektionsgefahr zu minimieren.

Zwischen Hoffen und Bangen

Die Transplantation ist heute klinische Routine und rettet viele Leben. Doch der Bedarf an Spenderorganen übersteigt das Angebot bei weitem

„Man hofft auf ein Weiterleben. Man hofft, dass man rechtzeitig ein neues Herz bekommen wird. Und man fürchtet sich. Denn die Hoffnung ist damit verbunden, dass ein anderer Mensch mit einem gesunden Herzen stirbt. Und man hat Angst, das ersehnte Herz könnte abgestossen werden und wieder verloren gehen.“ Ein 69-jähriger Mann, der an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) für eine Herztransplantation angemeldet ist, hat zwiespältige Gefühle – wie viele Patienten, die auf ein Organ warten. Die Hoffnung zu überleben, haben alle.

Spenderorgane – lebensrettende Mangelware

Fünfhundert Herzen wurden im vergangenen Jahr in Deutschland auf Menschen übertragen, die sonst vermutlich nur noch einige Monate gelebt hätten. Mehr als tausend Patienten standen auf der Warteliste. Ähnlich klaffen die Zahlen zwischen Bedarf und Angebot an Spenderorganen bei Leber und Lunge auseinander, bei Nieren sogar noch stärker: etwa 2300 Nieren verpflanzen Ärzte jährlich, 10 000 Patienten in Deutschland benötigen ein Spenderorgan. Anders als Leber-, Herz- oder Lungenkranke schweben sie meist nicht in Lebensgefahr. Ihre Alternative ist die künstliche Blutwäsche (Dialyse).

Transplantationen innerer Organe gibt es erst seit etwa fünfzig Jahren. Den ersten Coup mit dauerhaftem Erfolg landete 1954 ein amerikanisches Ärzteteam in Boston, Massachusetts. Die Chirurgen pflanzten einem jungen Mann eine lebend gespendete Niere seines eineiigen Zwillingsbruders ein. Dadurch umgingen sie die Schwierigkeit, dass zwischen genetisch nicht-identischen Menschen Abstossungsreaktionen auftreten.

Erst 1962 gelang es, die Niere eines Toten zu übertragen und das Immunsystem mit Röntgenstrahlung und Medikamenten in Schach zu halten, als es Abstossungsreaktionen auslöste. 1967 machte dann die erste erfolgreiche Herztransplantation von Christiaan Barnard und seinem Team in Kapstadt weltweit Furore.

Die Chancen überwiegen

In spezialisierten Zentren ist es heute Routine, innere Organe zu verpflanzen. Dennoch sind die Patienten nach einer Transplantation nicht im Wortsinn gesund. Da eine Abstossungsreaktion eines fremden Organs eine natürliche Reaktion des Immunsystems ist, müssen diese Patienten lebenslang Medikamente einnehmen, welche das Immunsystem unterdrücken und solchen Abstossungsreaktionen vorbeugen. Diese „Dauerbremse“ birgt ein erhöhtes Risiko für Infektionen und Krebs, auch Stoffwechselerkrankungen können auftreten.

„Wie ein rohes Ei“ fühlt sich eine junge Frau, die wegen Diabetes eine fremde Bauchspeicheldrüse und eine Niere erhalten hat. Die Operation hat ihr zwar die gegangene Freiheiten zurück gegeben. Doch kämpft sie seit dem Eingriff mit Magen-Darminfekten und Grippe.

Die Erfolge der Transplantationsmedizin sind beachtlich: Eine fremde Niere funktioniert im Empfänger durchschnittlich elf, ein Herz sieben Jahre lang. Medikamente gegen die Abstossung werden ständig verbessert, so dass sich die Funktionsdauer der Fremdorgane und die Lebensqualität der Organempfänger erhöht.

Die Voraussetzungen für eine Transplantation

Innere Organe müssen von hirntoten Spendern stammen. Das sind Menschen, deren gesamte Hirnfunktion unwiederbringlich ausgefallen ist, deren Herzschlag aber künstlich aufrecht erhalten werden kann.

Ein Grund für den Mangel an Spenderorganen ist, dass viele mögliche Organspender zwar das gültige medizinische Todeskriterium des Hirntods erfüllen, aber nicht herztot sind. Nur rund Fünftausend von 900 000 Menschen, die pro Jahr in Deutschland sterben, erfüllen die Bedingung des Hirntods, haben aber keine Schädigung des Herz- oder Kreislaufsystems. Nicht alle Kliniken haben in der Vergangenheit solche Spender gemeldet, obwohl sie seit Inkrafttreten des Transplantationsgesetzes 1997 dazu verpflichtet sind.

Ein weiterer Grund für die Organknappheit: Nur jeder zehnte Deutsche hat einen Organspendeausweis, in dem er dokumentiert, ob er Organe spenden möchte oder nicht. Ein Drittel der Angehörigen, die bei Personen ohne Spenderausweis gefragt werden, lehnen eine solche Spende ab.

Glasklare gesetzliche Bestimmungen

Viele Menschen befürchten, wenn sie sich zu Lebzeiten für eine Organspende entscheiden, würde in einer kritischen Situation nicht alles für sie getan. Diese Befürchtung ist unbegründet. Ärzte versuchen immer, ihre Patienten zu retten.

Erst wenn es unter Ausnutzung aller Möglichkeiten nicht gelingt, einen Menschen ohne künstliche Massnahmen in das Leben zurückzuführen, können zwei unabhängige Ärzte mit der Diagnose des Hirntodes beginnen. Diese Ärzte dürfen laut Gesetz nichts mit der Transplantation zu tun haben. Das Transplantationsgesetz regelt auch die Aufnahme in die Warteliste und die Verteilung der Organe. Auf diese Weise wird die Chancengleichheit aller wartenden Empfänger gewährleistet.

[@uelle Netdoktor / Nicola Siegmund-Schulze]
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