Implantierbare Kunstlunge arbeitet autonom

Gerät verlängert wartenden Spenderlungen-Empfängern Überlebenszeit auf sechs Monate

„BioLung“ – neue Hoffnung für Lungenpatienten?

Für einige Herzpatienten ist es schon Wirklichkeit: Sie leben mit einem künstlichen Herzen. Neue Forschungsergebnisse aus den USA zeigen nun auch
Fortschritte bei der Implantation eines künstlichen Atmungsorgans. Zum ersten Mal konnte eine künstliche Lunge erfolgreich im Tiermodell implantiert werden.

Bei der neuartigen künstlichen Lunge „BioLung“ handelt es sich um eine Kunststoffkammer, die in den Brustkorb implantiert werden kann. In die Kammer ragen Tausende von Hohlfasern, in die Mikroporen eingelassen sind, über die Kohlendioxid abgegeben und der lebenswichtige Sauerstoff aufgenommen werden kann.

Patienten, denen eine Lunge transplantiert werden soll, müssen im Vergleich zu anderen Transplantationspatienten besonders lange Wartezeiten auf ein Spenderorgan in Kauf nehmen. In Europa wartet ein Patient durchschnittlich 1,5 – 2 Jahre auf ein geeignete Spenderlunge. Viele Patienten sind so schwer lungenkrank, dass sie die Zeit bis zur Transplantation nicht überleben: Jeder 3. Patient stirbt, bevor das passende Organ zur Verfügung steht.

„BioLung“ könnte in diesen Fällen helfen. Es ist das erste künstliche Atmungsorgan, das in Schafen die Funktion des Körperorgans vollständig übernehmen konnte. Ein weiterer Vorteil ist ihr pumpenfreier Antrieb. Die Kunstlunge wird direkt an das Gefässsystem der Lunge angeschlossen und durch den Herzschlag mit Blut umspült. Darüber hinaus ist sie das erste künstliche Atmungsorgan, das so klein ist, dass es im Brustkorb eines Menschen Platz findet. Bislang war auch immer die Grösse der entwickelten Kunstlungen ein limitierender Faktor.

Biolunge Biolunge
Künstliche Lunge

Obwohl noch zahlreiche Experimente ausstehen, hoffen die Forscher der University of Michigan, dass die ersten Versuche an Patienten schon im nächsten Jahr erfolgen können. Eine Überlebensdauer von 3 bis maximal 6 Monaten sei mit „BioLung“ denkbar, so der Chirurg Robert Bartlett. Das bislang gängige Verfahren,das „extrakorporale Membranoxygenation“ (ECMO), bei dem ähnlich einer Dialyse das Blut ausserhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert wird, ist so belastend, dass Patienten selten länger als vier Wochen damit überleben können. Eine Alternative ist daher dringend erforderlich.

„BioLung“ ist allerdings nicht als Ersatz für eine Lungentransplantation geeignet. Sie dient lediglich als Interimslösung während der Wartezeit, könnte hier aber die Überlebenschanchen der Patienten erheblich steigern.

Copyright:
University of Michigan www.umich.edu
Süddeutsche Zeitung

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