Einleitung

Die Indikation zur Lungentransplantation (LTPL) wird bei einer fortgeschrittenen Lungen- oder Lungengefässerkrankung dann gestellt, wenn die geschätzte Lebenserwartung noch ca. 6-18 Monate beträgt, eine schwere Atemnot bereits in Ruhe besteht und wenn die körperliche Leistung des betroffenen Lungenkranken mit < 500-600 Metern im 12-Minuten-Gehtest massiv eingeschränkt ist.
Mit der Präsenz einer chronischen Erkrankung nehmen die muskulären Reserven ab. Sobald ein Patient auf die LTPL-Warteliste kommt, muss intensiv versucht werden, seine Muskelkraft zu stabilisieren oder sogar noch zu verbessern. Je besser der Allgemeinzustand und damit der Ernährungs- und Muskelkraftzustand, desto optimaler gestaltet sich der postoperative Verlauf nach LTPL.
Aus diesem Grund werden alle Patienten, die in Zürich auf die LTPL-Liste kommen, bereits präoperativ durch unser spezialisiertes Physiotherapie-Team abgeklärt: Neben der Testung der Muskelkraft, werden die Patienten über die Wichtigkeit eines regelmässigen Trainings informiert und beraten. Dann wird für sie ein individuelles Heimprogramm mit u.a. Kräftigungsübungen zusammengestellt, das täglich durchzuführen ist.
Neben der physischen Dekonditionierung durch die schwere Lungenerkrankung weiss man, dass die immunsuppressive Therapie, welche die Patienten nach der LTPL zum Erhalten der „neuen“ Lunge lebenslänglich einnehmen müssen, eine negativen Einfluss auf den menschlichen Skelett- und Muskelapparat aufweist. Umso wichtiger ist deshalb der Wiederaufbau der Muskelreserven nach LTPL.
Die Physiotherapie wird in eine postoperativ-stationäre (unmittelbar nach LTPL-Operation) und eine postoperative Langzeit – Phase eingeteilt. Unmittelbar nach LTPL ist das Ziel, die pulmonale Situation (Verhinderung von Sekret- ansammlung, Oekonomisieren der Atmung in verschiedenen Ausgangsstellungen und bei verschieden Aktivitäten) zu verbessern und die Mobilisation zu fördern. Mit dem Ausheilen der Narbe im Brustkorb (siehe Bild) wird dann in einer 2. Phase die Beweglichkeit des Brustkorbes, die allgemeine Kraft und Ausdauer trainiert und die Wahrnehmung des Körperbewusstseins gefördert .

Brustnarbe

Medizinisches Trainings Programm (MTT) in Zürich

Ziel der Lungentransplantation ist es, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Aus diesem Grund untersuchten wir in einer Studie, ob eine verbesserte körperliche Leistungsfähigkeit nach LTPL die Lebensqualität beeinflusst.

MTT-Training

Ein kontrolliertes Trainingsprogramm, welches die Schwerpunkte Ausdauertraining, Muskelaufbau der oberen und unteren Extremitäten sowie Verbesserung der Koordination beinhaltete, wurde durch die Physiotherapie des Unispitals Zürich zusammengestellt. Teilnehmer waren alles LTPL-Patienten, die sich 6 Monate nach LTPL in einem stabilen Allgemeinzustand befanden. Das Training wurde 2x wöchentlich während 3 Monaten unter Anleitung und Kontrolle der Physiotherapeuten durchgeführt. Zusätzlich wurden die Patienten angehalten das Training durch tägliches „Walken“ zu ergänzen.
Vor Beginn des Trainings und nach 3 Monaten wurde u.a. die Muskelkraft anhand standardisierter isometrischer Kraftmessung bestimmt. Die Lebensqualität wurde mit einem validierten Fragebogen (SF-36) untersucht.

Auswirkungen des MTT

Lebensqualität

In verschiedenen Bereichen des Lebens nahm die Lebenqualität zu.

Lebensqualität Diagramm

Muskelkraft

Sowohl in den oberen wie auch in den unteren Extremitäten nahm die Muskelkraft signifikant zu.

Muskelkraft Diagramm

Zusammenfassung

Nach einem während 3 Monaten durchgeführten physiotherapeutischen Trainingsprogramm, min. 6 Monate nach Lungentransplantation, wurden die Muskelkraft und die Ausdauer signifikant verbessert, was mit einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität einhergeht.

[@uelle und Copyright] Dr. med. Ch. Eich, Prof. Dr. A. Boehler
Lungentransplantations-Program, Universitätspital, Zürich, Switzerland
Email: lunge@usz.ch
B. Fiechter, MPH
Chefphysiotherapeutin, Universitätspital, Zürich, Switzerland
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